ePetition: Keine Indizierung und Sperrung von Internetseiten

Jetzt die ePetition auf bundestag.de gegen die Internetzensur mitzeichnen!

Wir fordern, daß der Deutsche Bundestag die Änderung des Telemediengesetzes nach dem Gesetzentwurf des Bundeskabinetts vom 22.4.09 ablehnt. Wir halten das geplante Vorgehen, Internetseiten vom BKA indizieren & von den Providern sperren zu lassen, für undurchsichtig & unkontrollierbar, da die “Sperrlisten” weder einsehbar sind noch genau festgelegt ist, nach welchen Kriterien Webseiten auf die Liste gesetzt werden. Wir sehen darin eine Gefährdung des Grundrechtes auf Informationsfreiheit.

Das vornehmliche Ziel – Kinder zu schützen und sowohl ihren Mißbrauch, als auch die Verbreitung von Kinderpornografie, zu verhindern stellen wir dabei absolut nicht in Frage – im Gegenteil, es ist in unser aller Interesse. Dass die im Vorhaben vorgesehenen Maßnahmen dafür denkbar ungeeignet sind, wurde an vielen Stellen offengelegt und von Experten aus den unterschiedlichsten Bereichen mehrfach bestätigt. Eine Sperrung von Internetseiten hat so gut wie keinen nachweisbaren Einfluß auf die körperliche und seelische Unversehrtheit mißbrauchter Kinder.

Hintergrundartikel auf heise online.

Offener Brief für Netzneutralität

Sehr geehrte Damen und Herren,

am 6. Mai 2009 steht das Telecom-Paket bei Ihnen zur Abstimmung, welches einige wenig erfreuliche, ja sogar gefährliche Erweiterungen beinhaltet, die nachhaltig die Netzneutralität im Internet gefährden!

Worum geht es? Das Internet ist heute so wichtig geworden wie das Stromnetz oder der Anschluss des öffentlichen Versorgers mit Wasser. Ungefilterte und nicht beschnittene Informationen sind die Grundlage für moderne Demokratien. Dass einzelnen Zugangsprovidern nun die Möglichkeit gegeben werden soll, den Zugang zum Netz zu beschneiden, um Geschäftsmodelle gegen den Willen des Gemeinwohls durchzudrücken, ist nicht hinnehmbar. Die Methodik ist insbesondere dann mehr als problematisch, wenn der Zugangsprovider aufgrund der lokalen Situation als einziger Zugangsprovider quasi das Monopol auf Informationen aus dem Internet hat.

Als Webentwickler bin ich von der Innovationskraft, die das Internet mir und anderen gibt, abhängig. Die Weiterentwicklung des Internets wird jedoch heutzutage von vielen Seiten torpediert (bspw. durch Trivialpatente auf “softwarebasierte Erfindungen”). Ein Angriff auf das freie Netz, so wie wir es bisher (noch) haben, könnte allerdings dieser Entwicklung den Todesstoß geben. Erinnern Sie sich noch an die “Insellösungen” von Internetprovidern (Compuserve, AOL, T-Online), von denen Mitte bis Ende der 90er Jahre die Mehrzahl der Nutzer davon ausgingen, das sei “das Internet” ? “Portale”, die eine eingeschränkte Sicht auf die verfügbaren Informationen darboten und gemäß dem jeweiligen Geschäftsmodell den Nutzer eher auf die gewinnbringenden Seiten verwiesen? Zum Glück ist das Geschichte!

Während ich damals als Informatiker immer noch relativ leicht auf eigenen Wegen vorankam, weil das Netz an sich frei und verfügbar war, wären technische Beschränkungen seitens der Zugangsprovider, die nun erlaubt würden, ein Dead-End selbst für mich als Techniker.

Deshalb, treten Sie für Netzneutralität ein und verweigern Sie Ihre Stimme dieser gefährlichen Gesetzesvorlage!

Mit freundlichen Grüßen,
Ihr Thomas Keller.

Mehr Infos hier – werdet aktiv und schreibt Euren EU-Parlamentarier an!

Parallelen

Der Bundespräsident hatte keine Bedenken beim Unterzeichnen des BKA-Gesetzes, meldet heute heise online, sodass dieses pünktlich zum 01. Januar 2009 in Kraft treten kann. Gerhart Baum und Burkard Hirsch (beide FDP) sowie weitere Personen haben schon angekündigt, Verfassungsbeschwerde gegen das Gesetz einzulegen – es ist damit zu rechnen, dass das Gesetz zumindest weiter eingeschränkt wird.

Die Parallelen zum letzten Jahr sind unübersehbar: Am 27. Dezember 2007 unterzeichnete Horst Köhler das Gesetz zur Vorratsdatenspeicherung, quasi als nachträgliches “Weihnachtsgeschenk” an unseren verehrten Innenminister (heise online). Und dieses Gesetz wurde schon im Laufe des gerade zu Ende gehenden Jahres u.a. durch die Verfassungsbeschwerde des Arbeitskreises Vorratsdatenspeicherung vom Bundesverfassungsgericht gestutzt.

Da fragt man sich doch, was im nächsten Jahr um diese Zeit anstehen könnte – E-Pass? Elektronische Gesundheitskarte? Und wie oft muss eigentlich ein Ministerium von den obersten Verfassungsschützern noch gerügt werden, bis die dort beschäftigten Beamten und Minister begreifen, dass sie Gesetzesvorlagen besser ausgefertigen müssen, damit diese nicht wieder von Datenschützern zerissen und den Richtern in Karlsruhe kassiert werden?

Besteht die Dreifaltigkeit bei der Verabschiedung von Sicherheitsgesetzen ab sofort immer aus Bundestag, Bundesrat und Bundesverfassungsgericht?

Fragen über Fragen – fest steht nur, es wird auch 2009 nicht einfacher, trotz des Überwachungswahns oder den Datenschutzpannen und -peinlichkeiten des Staates und großer Kommunikationsunternehmen, den Menschen das Thema näherzubringen. Die Demo in Berlin im Oktober hat zwar erneut mehr Leute als je zuvor auf die Straße gebracht, von einer wirklichen Volksbewegung sind wir mengenmäßig immer noch weit entfernt.

Ich wünsche uns allen weiterhin viel Erfolg, unendlich viel Geduld und Kraft sowie eine nie endende Zuversicht, dass die Anstrengungen, die hinter uns liegen, und auch die, die noch auf uns warten, am Ende nicht umsonst sind.

Frohes neues Jahr.

Videos der Oktober-Demo online

Der AK Vorrat hat heute Videomitschnitte der Redebeiträge der “Freiheit statt Angst”-Demonstration vom 11. Oktober 2008 veröffentlicht. Für alle, die nicht in Berlin sein konnten (wie meine Wenigkeit), zumindest ein kleines Trostpflaster.

Auszug der einer Rede von Monty Cantsin, Mitglied der Hedonistischen Internationalen:

Wir sind nach gut einem Jahr wieder hier. Und wir sind diesmal noch mehr Leute. Wir haben zusammen eine riesige Bewegung auf die Beine gestellt. Wir sind besser organisiert als je zuvor. Und wir sind verdammt viele.

Wir haben also die größte Grundrechts-, Datenschutz- und Freiheitsbewegung seit langen Jahren. Und eigentlich könnte sich ja jetzt alles zum Guten wenden….

Das tut es aber nicht. Der radikale Kahlschlag im Wald der Freiheit geht unvermindert weiter. Das Grundgesetz wird demontiert, demoliert, ja mit der Planierraupe wird es dem Erdboden gleichgemacht – als gäbe es kein Morgen mehr.

(Quelle)

Leider ging es an den Massenmedien auch wieder weitesgehend vorbei, dass in Berlin eine Demonstration für Freiheitsrechte und gegen Überwachung mit weit über 50.000 Menschen stattgefunden hat.

Goldene Fallschirme für gierige Finanzinstitutionen zu spannen und die Spareinkünfte des kleinen Mannes zu besichern, die ja wenigstens bis zum Weihnachtskonsumrausch existent bleiben müssen; das alles waren wohl wichtigere Themen, über die berichtet werden musste.

“Freiheit statt Angst” – Demonstration bei strahlendem Sonnenschein in Leipzig

Am heutigen Sonntag, den 28. September 2008, demonstrierten ab 15 Uhr etwa 500 Menschen gegen Vorratsdatenspeicherung und staatlichen Überwachungswahn sowie für Freiheit und Grundrechte in Leipzig. Ausrichter der Veranstaltung war die Ortsgruppe Leipzig des Arbeitskreises Vorratsdatenspeicherung.

Bei bestem Wetter brach die Menge mit zahlreichen Transparenten und Schildern ausgestattet etwas verspätet gegen 15:15 am Augustusplatz (Gewandhausseite) auf und folgte der Route über die Goethestraße, dem Brühl, der Reichsstraße und dem Neumarkt, der Petersstraße und der Hugo-Licht-Straße, um schließlich etwas später als erwartet gegen 16:20 auf dem Burgplatz anzukommen.

Während der Demostration konnte viel Material zum Thema Vorratsdatenspeicherung und anderer staatlicher Überwachungsmaßnahmen unter das Volk gebracht werden. Unser Team informierte daneben auch über die Berlin-Demo und dem weltweiten Aktionstag am 11. Oktober viele Passanten mittels der offiziellen Flyer (kostenlos im FoeBuD-Shop bestellbar). Insbesondere die zahlreichen Besucher der Leipziger Markttage, die am Samstag vorher eröffnet wurden, konnten während der Aktion direkt angesprochen werden.

Neben lautstarken Protesten war das Engagement des Pianisten Oliver Niemzig während der Demo eine besondere Bereicherung. Oliver machte vor und während der Demonstration auf seinem Keyboard vom Demowagen aus Stimmung und begleitete ebenfalls die Gesangseinlage am Ende der Demonstration, als mehrere Hundert Menschen auf dem Burgplatz zu “Die Gedanken sind frei” anstimmten.

Insgesamt eine rundum gelungene Veranstaltung, auch wenn die Teilnehmerzahlen etwas unter den Erwartungen (oder sollte ich Hoffnungen sagen?) der Veranstalter zurückblieben. Einige bildliche Impressionen wurden freundlicherweise bereits von Michael im Internet zur Verfügung gestellt.

Neuer Termin: Demo am 28. September in Leipzig

Die Mobilisierungsdemo “Freiheit statt Angst – Leipzig 2008” wird nun, anders als urprünglich geplant, am Sonntag, den 28. September 2008 um 15 Uhr vom Augustusplatz, Gewandhausseite starten. Die Terminverschiebung um einen Tag hatten wir in dieser Woche beschlossen, da am 27. September durch verschiedene städtische Veranstaltungen und Ereignisse keine für uns vertretbare Route mit dem Ordnungs- bzw. Marktamt der Stadt Leipzig zu organisieren war.

Der komplette Streckenverlauf sieht nun so aus:


Größere Kartenansicht

Unsere Ortsgruppe führt im September an den Wochenenden vor der Demonstration weiterhin zwei Infostände durch.

Der erste Infostand findet am 13. September 2008 im Rahmen der Veranstaltung “Rock am Kreuz on Tour” im Lene-Voigt-Park in Leipzig / Reudnitz ab ca. 14 Uhr statt. Als besondere Attraktion versuchen wir hier einige Modell-Quadrocopter zu zeigen, die freundlicherweise von befreundeten Hackern des Sublab zur Verfügung gestellt werden.

Der zweite Infostand ist am 20. September in der Leipziger Innenstadt und wird wieder am Nikolaikirchhof in der Nähe des Brunnens stattfinden, diesmal in der Zeit zwischen 13 und 18 Uhr.

Wir würden uns freuen, zu den Infoständen Kontakt zu weiteren interessierten Aktiven zu bekommen, die Lust haben, uns bei den Aktionen zu unterstützen oder auch einfach nur Werbung zu machen. Natürlich könnt ihr auch jederzeit bei einem unserer regelmäßigen Treffen vorbeischauen – diese finden nun jeden Dienstag ab 20 Uhr im Sublab (Anfahrt) statt.

Demo am 27.09. in Leipzig – Busse für Berliner Demo buchbar

Unsere Ortsgruppe des Arbeitskreises Vorratsdatenspeicherung organisiert am Samstag, den 27.09.2008, eine Demonstration in der Leipziger Innenstadt.

Die Demonstration soll vorbereitend und im Hinblick auf die geplante Großdemonstration am 11.10.2008 in Berlin, die wieder unter dem Motto “Freiheit statt Angst” stattfindet, die Leipziger zur Teilnahme am Widerstand gegen den Überwachungsstaat bewegen.

Weiterhin werden an den zwei Samstagen vor der Leipziger Demo weitere Infostände stattfinden, bei der wir zusätzlich Präsenz zeigen und auf unser Anliegen aufmerksam machen möchten. Die Planungsseite für die Demo am 27.09. befindet sich in unserem Wiki – wer mithelfen möchte (und sei es nur, Plakate im Vorfeld zu kleben oder Flyer zu verteilen), trägt sich am besten dort ein.

Übrigens, wer jetzt schon weiß, dass er am 11. Oktober in Berlin an der Demo teilnehmen möchte, aber noch nicht genau weiß, wie er nach Berlin kommt, dem sei der vom FoeBuD e.V. organisierte, bundesweit verfügbare Bustransfer ans Herz gelegt. Frühbucher erhalten bis 31. August einen zusätzlichen Rabatt von 20%, sodass bspw. die Hin- und Rückfahrt von Leipzig nach Berlin lediglich 18,40 Euro kostet. Wie aber bereits angekündigt, werden wir versuchen, auch mit der Bahn und günstigen Wochenendtickets soviele Leute wie möglich am 11. Oktober mit nach Berlin zu nehmen. Wenn von Eurer Seite Interesse besteht, so nach Berlin zu kommen, meldet Euch bitte, am besten per E-Mail, unter ak-vds-leipzig@c3le.de.

Und zu guter Letzt: Falls ihr die Nachrichten von den bevorstehenden Aktionen weitergeben könntet und ggf. in Euren Blogs / Foren darüber schreiben könntet, wäre uns ebenfalls sehr geholfen!

Let’s Rock!

European Action Day 2008 / Ein Sandwich wird interviewt [Update]

(For my English readers: I’ll start and post a couple of German blogs from now on, mainly about the upcoming European Action Day “Freedom Not Fear” on October 11th. Our little local subsidiary here in Leipzig / Germany will support the planned demonstration in Berlin on that day, i.e. we’re trying hard to get many many people on the boat going to Berlin and walk with us through the streets for our rights. By the way, if you’re coming from the US and happen to live around Washington DC, you might want to contact the Electronic Privacy Contact Center, since they’ll try and organize something there on that day as well.)

Michael hat es endlich geschafft, einige Bilder unseres letzten Infostandes am vergangenen Samstag in der Leipziger Fußgängerzone (Petersstraße, vor dem Hugendubel) hochzuladen. Ein Bild möchte ich Euch dabei auf keinem Fall vorenthalten:


(Klickt auf das Bild, um weitere Bilder zu sehen)

Unsere Ortsgruppe plant, vor der Demonstration “Freedom Not Fear” in Berlin am 11.10.2008, die vom deutschen Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung initiiert wird, weitere Aktionen durchzuführen. Die Demonstration wird dabei dieses Mal durch weitere Aktionen in mindestens 15 europäischen Städten unterstützt werden. Mit dabei sind u.a. London, Paris, Stockholm, Rom, Prag, Brüssel und Belgrad (komplette Liste der Aktionen hier).

Die Ortsgruppe Leipzig wird für die Demonstration in Berlin, die um 14:00 offiziell am Alexanderplatz starten soll, ein Busshuttle bzw. eine gemeinsame Bahnreise versuchen zu organisieren. Näheres wird auf den Flyern und Plakaten, die zu gegebener Zeit in Leipzig an den üblichen Stellen vorzufinden sind, verlautbart und auch über unsere Webadresse nachzulesen sein.

[Update: Ältere Einträge des ehemaligen “Schäuble muss weg”-Blogs sind nun nach dem Abschalten der Domain über die Kategorien “AK-Vorrat” bzw. “German” herauszufinden.]

Podiumsdiskussion in Leipzig und Filmfestival in Halle

Am Samstag, den 23. Februar 2007, veranstaltet die Ortsgruppe Leipzig des AK Vorratsdatenspeicherung eine Podiumsdiskussion zum Thema

“Die Auswirkungen und Probleme der
Überwachung auf den Bürger”

Die Veranstaltung findet im Städtischen Kaufhaus in der Universitätsstraße in Leipzig statt und beginnt um 19 Uhr. Eingeladen werden jeweils drei Vertreter der Pro- und drei Vertreter der Contra-Seite.

Als Contra-Redner konnten bereits Johannes Lichdi von der Grünenfraktion des Sächsischen Landtags sowie ein Vetreter des Sächsischen Datenschutzbeauftragten, Herr Bernhard Bannasch, gewonnen werden.

Mehr Informationen zur Veranstaltung gibt es auf der Planungsseite im Wiki.

Übrigens: Am Wochenende findet in Halle in den Kinos La Bim (Freitag 21 Uhr) und LUX.PUSCHKINo (Samstag, 23 Uhr) die Vorführung des Filmes “A Scanner Darkly – Der dunkle Schirm” im Rahmen des Filmfestivals Aktion Mensch statt. Zu beiden Veranstaltungen werden Mitglieder der AK Ortsgruppe Leipzig vor Ort sein und bei Rückfragen zu aktuellen Ereignissen Stellung nehmen können. Am Infostand können interessierte Kinobesucher weiterhin Informationsmaterialien erhalten.

Schwarz-Weiß-Denken hat keine Zukunft

Viele von uns – und ich nehme mich da gar nicht aus – haben sich schon so sehr mit dem Begriff “Stasi 2.0” als Synonym für Schäubles Überwachungsmaßnahmen identifiziert, dass sie die Relation, in der die damaligen Überwachungsmaßnahmen zu den heutigen geplanten oder auch bereits eingeführten Maßnahmen stehen, nicht mehr hinterfragen.

Daniel Kulla, Schriftsteller und Verleger aus Berlin (ich habe nachgeschaut, dem Mann wurde trotz seines jungen Alters bereits ein eigener Wikipedia-Eintrag zuteil) – schreibt in Vorbereitung auf eine Rede, die er heute in der C-base in Berlin gehalten hat, folgendes:

Stasi 2.0 reloaded schlägt zurück und is watching you? Die aufrechten Hacker kämpfen als Speerspitze der freiheitsliebenden Deutschen gegen den Überwachungsstaat? “Diesmal stoppen wir sie vor dem Reichstagsbrand”? Vielleicht ist die Gesamtlage doch etwas komplizierter.

Das Ministerium für Staatssicherheit unterhielt 200 000 Zuträger, um die eigenen Staatsbürger davon abzuhalten, die Gesellschaftsordnung der DDR in eine der BRD ähnliche zu verwandeln. Abhörtechnik, willkürliche Verhaftungen und auch die Verwendung von Geruchsproben gehörten zur Routine. Der Innenminister, sein Ministerium und die anderen Sicherheitsfachleute der Gegenwart wollen hingegen die gegenseitige Überwachung der Marktsubjekte um einzelne, wenig zielführende Maßnahmen
ergänzen.

[…]

Wer sich in Deutschland für das Recht auf Privatsphäre, für Persönlichkeitsrechte allgemein einsetzt, vertritt eine Minderheitenposition und kann sich auf keine Civil Liberties Union stützen, nicht auf libertäre Fraktionen in den Regierungsparteien oder auf eine starke Bürgerbewegung, die wie in Irland Biometrie in den Ausweisen verhindern könnte.

[…]

Stasi 2.0? Nein, ganz einfach Volk 1.0, Standardausgabe. Wer in der Zeitung über seine Nachbarn lesen will, was sie für sexuelle Gepflogenheiten haben oder wie gemeinschaftsfeindlich sie sich der unkorrekten Mülltrennung schuldig machen, der hat wenig Skrupel, was einen starken, schützenden Staat angeht.

Natürlich blieb diese “Provokation” auf Seiten des AK Vorrat in Person von Volker Birk nicht unbeantwortet.

Ich persönlich kann mich in letzter Zeit mit beiden Meinungen nicht wirklich identifizieren.

Auf der einen Seite ist es mehr als betrüblich, dass die Sicherheitsmaschinerie des Innenministeriums, quasi ohne ins Stocken zu geraten, weiterläuft. Sicher haben sich mittlerweile über 25.000 Personen der Verfassungsbeschwerde gegen die Vorratsdatenspeicherung angeschlossen und natürlich hoffe ich wie alle anderen Unterzeichner auf einen Erfolg.

Aber wie ist der zu definieren? Ganz an der Vorratsdatenspeicherung vorbei werden wir wohl nicht kommen – das ist nicht zu erwarten. Und selbst wenn die VDS in ihrer jetzigen Form irgendwie gestoppt wird, so schnell wie wir aus dem hiesigen Innenministerium mit neuen Maßnahmen (Online-Duchsuchung, ePass, ePerso, im weitergehenden Sinne auch elektronische Gesundheitskarte und eCall) befeuert werden, wird uns bald die Puste ausgehen. Der Grund ist einfach: Es gibt immer noch keinen breiten Widerstand durch alle Bevölkerungsschichten, wir sprechen von mehreren zehntausend aktivierten Menschen, benötigt werden jedoch Hunderttausende.

Werden die sich in Zeiten der Selbstentblößung im Web 2.0, wo Menschen sich und ihre Daten prostituieren, mehr von sich preis geben als Schäuble je von uns wissen werden will, wirklich finden? Ich weiß es nicht. Ich hoffe es, aber ich bin mir wirklich unsicher. Vielleicht ist der Wunsch, Geheimnisse für sich zu behalten, ein in 20 Jahren nicht mehr länger erstrebenswertes Ziel? Was wird mein jetzt anderthalb Jahre alter Sohn zu den Befürchtungen, Mahnungen und Ängsten seines “alten Herrn” dann entgegnen?

Auf der anderen Seite macht es bei dem aktuellen, politischen Tagesgeschehen (Islamisten mit Atombombe in greifbarer Nähe?) aber auch keinen Sinn, sich als “unverbesserlicher Datenschützer” aufzuführen; und es hat wahrscheinlich auch nie wirklich Sinn gemacht. Wie soll die Polizei möglicher neuer Angriffsarten Herr werden, wenn sie sich und ihre Techniken und Verfahren nicht ebenfalls weiterentwickelt? Natürlich will ich keine umfassende Überwachung, aber ich möchte auch nicht von einem fundamentalistischen Islamisten an der nächsten Kreuzung mitsamt meiner noch jungen Familie umgebracht werden. Klar, wie wahrscheinlich ist das, dass das passiert? Doch wie groß ist das Leid der Familien und das Gezeter, wenn es dann doch passiert…?

Es gilt, wie immer und überall im Leben, einen Kompromiss zu finden. Und ich bin da ganz ehrlich: Habe ich wirklich bessere Vorschläge und Ideen, die meine, die unsere Sicherheit garantieren? Nein, nicht wirklich.

Sicher, absolute Sicherheit gibt es nicht und Sicherheitsgarantien sind ohnehin Blödsinn. Rational denken hilft bei Terroristen aber ebenso wenig. Ein Denkanstoß zu dem fehlgeschlagenen Versuch des Westens, die “Radikalen doch noch irgendwie zu zivilisieren”, liefert bspw. ein Artikel auf Spiegel Online:

Während die europäischen Intellektuellen sich darüber die Köpfe zerbrechen, wie man den Islamismus bekämpfen könne, ohne die moderaten Moslems in die Arme der Extremisten zu treiben, bestimmen die Fundamentalisten den Gang und das Tempo der Auseinandersetzung. Ob es ein paar harmlose Mohammed-Karikaturen sind, die in einer dänischen Zeitung erschienen sind oder ein Teddybär, den eine im Sudan lebende Britin “Mohammed” genannt hat oder die Ernennung von Salman Rushdie zum Ritter – für die Fundamentalisten sind das alles Belege einer im Westen grassierenden Islamophobie.

Wenn sie dagegen Geiseln enthaupten, Ehebrecherinnen steinigen und Homosexuelle aufhängen, dann setzen sie nur ihren Glauben in die Tat um und verbitten sich jede Kritik, die sie natürlich auch als “islamophob” empfinden. Aller Rückständigkeit zum Trotz haben die Fundamentalisten eine Lektion gelernt: Schurkereien machen sich bezahlt, der Westen ist im Begriff, aus Angst vor dem Tode Selbstmord zu begehen.

Wie kann man denn aber nun Terrorismus wirklich den Nährboden entziehen und damit die ganze Sicherheitsmaschinerie überflüssig machen?

Ich denke, es ist Neid, Verzweiflung und Armut, die Menschen zu Selbstmordattentätern werden lässt, verbunden mit fehlender Bildung und Verblendung. Wir betreiben auf Kosten unserer eigenen Freiheit ein globales Wettrüsten, um unsere Sicherheit, unseren Wohlstand zu sichern. Aber wie viel tun wir gegen das vielgesichtige Leid der Menschen in den Regionen auf dieser Welt, in denen Terrorismus seine Brutstätten hat? Und wie hoch sind im Vergleich dazu die Militär- und Verteidigungsausgaben der westlichen Länder – wie hoch ist unser eigener Wohlstand?

Es ist gleichzeitig beängstigend, aber von einem äußeren Standpunkt auch interessant, zu erfahren, was die Zukunft für uns bereit hält.

Trotz alledem ein frohes neues Jahr 2008.