Podiumsdiskussion in Leipzig und Filmfestival in Halle

Am Samstag, den 23. Februar 2007, veranstaltet die Ortsgruppe Leipzig des AK Vorratsdatenspeicherung eine Podiumsdiskussion zum Thema

“Die Auswirkungen und Probleme der
Überwachung auf den Bürger”

Die Veranstaltung findet im Städtischen Kaufhaus in der Universitätsstraße in Leipzig statt und beginnt um 19 Uhr. Eingeladen werden jeweils drei Vertreter der Pro- und drei Vertreter der Contra-Seite.

Als Contra-Redner konnten bereits Johannes Lichdi von der Grünenfraktion des Sächsischen Landtags sowie ein Vetreter des Sächsischen Datenschutzbeauftragten, Herr Bernhard Bannasch, gewonnen werden.

Mehr Informationen zur Veranstaltung gibt es auf der Planungsseite im Wiki.

Übrigens: Am Wochenende findet in Halle in den Kinos La Bim (Freitag 21 Uhr) und LUX.PUSCHKINo (Samstag, 23 Uhr) die Vorführung des Filmes “A Scanner Darkly – Der dunkle Schirm” im Rahmen des Filmfestivals Aktion Mensch statt. Zu beiden Veranstaltungen werden Mitglieder der AK Ortsgruppe Leipzig vor Ort sein und bei Rückfragen zu aktuellen Ereignissen Stellung nehmen können. Am Infostand können interessierte Kinobesucher weiterhin Informationsmaterialien erhalten.

Schwarz-Weiß-Denken hat keine Zukunft

Viele von uns – und ich nehme mich da gar nicht aus – haben sich schon so sehr mit dem Begriff “Stasi 2.0” als Synonym für Schäubles Überwachungsmaßnahmen identifiziert, dass sie die Relation, in der die damaligen Überwachungsmaßnahmen zu den heutigen geplanten oder auch bereits eingeführten Maßnahmen stehen, nicht mehr hinterfragen.

Daniel Kulla, Schriftsteller und Verleger aus Berlin (ich habe nachgeschaut, dem Mann wurde trotz seines jungen Alters bereits ein eigener Wikipedia-Eintrag zuteil) – schreibt in Vorbereitung auf eine Rede, die er heute in der C-base in Berlin gehalten hat, folgendes:

Stasi 2.0 reloaded schlägt zurück und is watching you? Die aufrechten Hacker kämpfen als Speerspitze der freiheitsliebenden Deutschen gegen den Überwachungsstaat? “Diesmal stoppen wir sie vor dem Reichstagsbrand”? Vielleicht ist die Gesamtlage doch etwas komplizierter.

Das Ministerium für Staatssicherheit unterhielt 200 000 Zuträger, um die eigenen Staatsbürger davon abzuhalten, die Gesellschaftsordnung der DDR in eine der BRD ähnliche zu verwandeln. Abhörtechnik, willkürliche Verhaftungen und auch die Verwendung von Geruchsproben gehörten zur Routine. Der Innenminister, sein Ministerium und die anderen Sicherheitsfachleute der Gegenwart wollen hingegen die gegenseitige Überwachung der Marktsubjekte um einzelne, wenig zielführende Maßnahmen
ergänzen.

[…]

Wer sich in Deutschland für das Recht auf Privatsphäre, für Persönlichkeitsrechte allgemein einsetzt, vertritt eine Minderheitenposition und kann sich auf keine Civil Liberties Union stützen, nicht auf libertäre Fraktionen in den Regierungsparteien oder auf eine starke Bürgerbewegung, die wie in Irland Biometrie in den Ausweisen verhindern könnte.

[…]

Stasi 2.0? Nein, ganz einfach Volk 1.0, Standardausgabe. Wer in der Zeitung über seine Nachbarn lesen will, was sie für sexuelle Gepflogenheiten haben oder wie gemeinschaftsfeindlich sie sich der unkorrekten Mülltrennung schuldig machen, der hat wenig Skrupel, was einen starken, schützenden Staat angeht.

Natürlich blieb diese “Provokation” auf Seiten des AK Vorrat in Person von Volker Birk nicht unbeantwortet.

Ich persönlich kann mich in letzter Zeit mit beiden Meinungen nicht wirklich identifizieren.

Auf der einen Seite ist es mehr als betrüblich, dass die Sicherheitsmaschinerie des Innenministeriums, quasi ohne ins Stocken zu geraten, weiterläuft. Sicher haben sich mittlerweile über 25.000 Personen der Verfassungsbeschwerde gegen die Vorratsdatenspeicherung angeschlossen und natürlich hoffe ich wie alle anderen Unterzeichner auf einen Erfolg.

Aber wie ist der zu definieren? Ganz an der Vorratsdatenspeicherung vorbei werden wir wohl nicht kommen – das ist nicht zu erwarten. Und selbst wenn die VDS in ihrer jetzigen Form irgendwie gestoppt wird, so schnell wie wir aus dem hiesigen Innenministerium mit neuen Maßnahmen (Online-Duchsuchung, ePass, ePerso, im weitergehenden Sinne auch elektronische Gesundheitskarte und eCall) befeuert werden, wird uns bald die Puste ausgehen. Der Grund ist einfach: Es gibt immer noch keinen breiten Widerstand durch alle Bevölkerungsschichten, wir sprechen von mehreren zehntausend aktivierten Menschen, benötigt werden jedoch Hunderttausende.

Werden die sich in Zeiten der Selbstentblößung im Web 2.0, wo Menschen sich und ihre Daten prostituieren, mehr von sich preis geben als Schäuble je von uns wissen werden will, wirklich finden? Ich weiß es nicht. Ich hoffe es, aber ich bin mir wirklich unsicher. Vielleicht ist der Wunsch, Geheimnisse für sich zu behalten, ein in 20 Jahren nicht mehr länger erstrebenswertes Ziel? Was wird mein jetzt anderthalb Jahre alter Sohn zu den Befürchtungen, Mahnungen und Ängsten seines “alten Herrn” dann entgegnen?

Auf der anderen Seite macht es bei dem aktuellen, politischen Tagesgeschehen (Islamisten mit Atombombe in greifbarer Nähe?) aber auch keinen Sinn, sich als “unverbesserlicher Datenschützer” aufzuführen; und es hat wahrscheinlich auch nie wirklich Sinn gemacht. Wie soll die Polizei möglicher neuer Angriffsarten Herr werden, wenn sie sich und ihre Techniken und Verfahren nicht ebenfalls weiterentwickelt? Natürlich will ich keine umfassende Überwachung, aber ich möchte auch nicht von einem fundamentalistischen Islamisten an der nächsten Kreuzung mitsamt meiner noch jungen Familie umgebracht werden. Klar, wie wahrscheinlich ist das, dass das passiert? Doch wie groß ist das Leid der Familien und das Gezeter, wenn es dann doch passiert…?

Es gilt, wie immer und überall im Leben, einen Kompromiss zu finden. Und ich bin da ganz ehrlich: Habe ich wirklich bessere Vorschläge und Ideen, die meine, die unsere Sicherheit garantieren? Nein, nicht wirklich.

Sicher, absolute Sicherheit gibt es nicht und Sicherheitsgarantien sind ohnehin Blödsinn. Rational denken hilft bei Terroristen aber ebenso wenig. Ein Denkanstoß zu dem fehlgeschlagenen Versuch des Westens, die “Radikalen doch noch irgendwie zu zivilisieren”, liefert bspw. ein Artikel auf Spiegel Online:

Während die europäischen Intellektuellen sich darüber die Köpfe zerbrechen, wie man den Islamismus bekämpfen könne, ohne die moderaten Moslems in die Arme der Extremisten zu treiben, bestimmen die Fundamentalisten den Gang und das Tempo der Auseinandersetzung. Ob es ein paar harmlose Mohammed-Karikaturen sind, die in einer dänischen Zeitung erschienen sind oder ein Teddybär, den eine im Sudan lebende Britin “Mohammed” genannt hat oder die Ernennung von Salman Rushdie zum Ritter – für die Fundamentalisten sind das alles Belege einer im Westen grassierenden Islamophobie.

Wenn sie dagegen Geiseln enthaupten, Ehebrecherinnen steinigen und Homosexuelle aufhängen, dann setzen sie nur ihren Glauben in die Tat um und verbitten sich jede Kritik, die sie natürlich auch als “islamophob” empfinden. Aller Rückständigkeit zum Trotz haben die Fundamentalisten eine Lektion gelernt: Schurkereien machen sich bezahlt, der Westen ist im Begriff, aus Angst vor dem Tode Selbstmord zu begehen.

Wie kann man denn aber nun Terrorismus wirklich den Nährboden entziehen und damit die ganze Sicherheitsmaschinerie überflüssig machen?

Ich denke, es ist Neid, Verzweiflung und Armut, die Menschen zu Selbstmordattentätern werden lässt, verbunden mit fehlender Bildung und Verblendung. Wir betreiben auf Kosten unserer eigenen Freiheit ein globales Wettrüsten, um unsere Sicherheit, unseren Wohlstand zu sichern. Aber wie viel tun wir gegen das vielgesichtige Leid der Menschen in den Regionen auf dieser Welt, in denen Terrorismus seine Brutstätten hat? Und wie hoch sind im Vergleich dazu die Militär- und Verteidigungsausgaben der westlichen Länder – wie hoch ist unser eigener Wohlstand?

Es ist gleichzeitig beängstigend, aber von einem äußeren Standpunkt auch interessant, zu erfahren, was die Zukunft für uns bereit hält.

Trotz alledem ein frohes neues Jahr 2008.

Offener Brief an den Einsatzleiter

Sehr geehrter Herr Knöfler-Apitzsch,

mein Name ist Thomas Keller. Eventuell erinnern Sie sich an mich – ich war am 6. November 2007 Leiter der Demonstration “Freiheit statt Angst – für die Grundrechte” in Leipzig, die am Augustusplatz startete.

Die Demo war ein voller Erfolg, unseren Schätzungen zufolge kamen weit über 1500 Menschen, um friedlich gegen Vorratsdatenspeicherung und andere staatliche Überwachungsmaßnahmen zu demonstrieren.

Umso unverständlicher erscheint mir daher bis heute Ihr Verhalten in meiner Gegenwart vor der Demo. Die Art und Weise, wie Sie mir unmissverständlich klar machen wollten, dass die Demonstrationsauflagen in jedem Fall wörtlich vorzulesen seien (“falls das nicht klappt, können wir dass dann auch gerne nochmal machen”), war und erscheint mir bis heute in höchstem Maße unprofessionell.

Ich verstehe, dass die Polizei bei Demonstrationen vor allem gegen Rechts in Leipzig in der Vergangenheit durchaus Probleme bei dem reibungslosen Ablauf hatte (Stichwort: Randale). Bei unserer Demonstration ging es jedoch thematisch um etwas ganz anderes – und dies hatte ein entsprechend diverses Publikum und verschiedene politische Parteien und Organisationen (Junge Liberale, attac Leipzig, etc.) auf den Plan gerufen. Im Vorfeld anzunehmen, bei dieser Demo würde es wahrscheinlich genauso ablaufen wie bei den “anderen” Demos, zeugt von Ignoranz und Unkenntnis.
Schade auch, dass Sie bei dem Treffen am Freitag zuvor (2. November, 9 Uhr) im Ordnungsamt nicht selbst anwesend waren, sondern lediglich zwei Ihrer Kollegen. Hier hätten derartige Vorurteile sicher einfach abgebaut werden können.

Ich wünsche mir daher von Ihnen in der Zukunft, dass Sie im Vorfeld mit Veranstaltern ähnlicher Events eher das Gespräch suchen und Ihre Position und Aufgabe neben der puren Verkörperung der Staatsgewalt auch im Dienste für die jeweilige Aktion sehen. Andernfalls wird Ihnen leider nie der Respekt zuteil, den Sie sich in Ihrer Position wünschen.

Mit freundlichen Grüßen,
Thomas Keller.

“Telefonüberwachung”…

Da findet in Leipzig eine Demonstration statt, an der mehr als 1500 Menschen teilnehmen. Sprechchöre hallen über den Augustusplatz und durch die angrenzenden Straßen, es werden Unmengen an Demomaterial verteilt, und die Leipziger Volkszeitung berichtet am Tag 1 nach der Demo mit keinem Wort von der Demo. Im Blickpunkt am 07. November im Leipzig-Teil sind die Straßenbahnen der LVB – mit großem Foto. Bildunterschrift: “Täglich eine Erdumrundung: Zwei Straßenbahnzüge begegnen sich am Leuschnerplatz …” – wow.

Gut, die LVZ hat eventuell einen zu frühen Redaktionsschluss für unsere “spät” angesetzte Demo, dachte ich, und wartete noch einen weiteren Tag ab. Heute war dies auf Seite 2 in der äußersten rechten Spalte zu lesen:

Leipziger Volkszeitung, 08.11.2007, Seite 2

Einige Anmerkungen für die Redaktion der Leipziger Volkszeitung:

  1. Es geht hier nicht nur pauschal um Telefonüberwachung, sondern generell Kommunikationsüberwachung, die Telefonüberwachung mit einschließt, darauf aber nicht beschränkt ist.
  2. Das Gesetz zur Neuregelung der Telekommunikationsüberwachung, wie es offiziell heißt, welches die Vorratsdatenspeicherung einschließt, ist keinesfalls ein Problem einiger weniger Berufsgruppen wie Ärzte, Anwälte oder Journalisten (obwohl gerade die Betroffenheit der letzten Gruppe, derer ihr angehört, Euch hellhörig machen sollte), sondern ein Problem jedes Bundesbürgers ab 01. Januar 2008. Jeder, vom Teenie mit dem SMS-Handy, über den Studenten im Internet, bis zum telefonierenden Greis, wird davon betroffen sein.
  3. Eine einzige Zeile zu einer Demonstration zu schreiben, die hunderte, ja weit über 1000 BürgerInnen Leipzigs auf die Straße gebracht hat, zeugt meines Erachtens entweder von totaler Ignoranz in Bezug auf das Thema oder aber absolute, journalistische Inkompetenz, wenn es um lokale Aktionen im Haupteinzugsgebiet dieser Tageszeitung geht.

Mein Entschluss, das Abonnement dieser Zeitung zu kündigen, steht nach dem heutigen Tag endgültig fest.

Noch Fragen?

Innenminister Schäuble provozierte mal wieder, diesmal mit einem Hitler-Vergleich. “Wir hatten den ‘größten Feldherrn aller Zeiten’, den GröFaZ, und jetzt kommt die größte Verfassungsbeschwerde aller Zeiten”, assoziierte er am Mittwochabend vor Journalisten und Richtern in Karlsruhe. Der geschmacklose Vergleich galt einer Sammel-Verfassungsbeschwerde, die der AK Vorratsdatenspeicherung, ein Zusammenschluss von Bürgerrechtsgruppen, initiiert hat.

(Quelle: TAZ.de)

Bezweifelt noch irgendjemand da draußen die geistige Umnachtung unseres verehrten Innenministers?

Antrag auf Veröffentlichung

Ein Flugzettel mit dem folgenden Text wurde bei unserer Demo am Dienstag in Leipzig verteilt – nicht von uns initiiert, aber dennoch sehr bemerkenswert:

Sehr geehrter Herr Schäuble,

hiermit stelle ich einen Antrag auf Veröffentlichung der von mir gesammelten Daten, Abhörprotokolle und Filmmitschnitte. Ich möchte an der demnächst ausgestrahlten Serie “Deutschland sucht den Superbürger” teilnehmen und den Hauptpreis, einen Gutschein über einen Tag unüberwachtes Leben, gewinnen.

Ich bin darüber informiert, dass ich zwei Wochen Zeit habe, diesen Antrag abzugeben, andernfalls werde ich automatisch an der Verlosung einer Vollüberwachung teilnehmen.

Vielen Dank im Voraus,

______________________ (Unterschrift)

82 Millionen Betroffene, 40 Städte, ein Ziel

Die Veranstaltungen zum Thema “Freiheit statt Angst – Stoppt den Überwachungsstaat” des Arbeitskreises Vorratsdatenspeicherung sind heute in über 40 Städten erfolgreich über die Bühne gegangen.

Die Leipziger Demo, bei der unsere Ortsgruppe die Organisation übernahm, war trotz des schlechten Wetters und der wenigen Vorbereitungszeit ein voller Erfolg. Eric Goller, unser Pressebeauftrager, fasst das Geschehen kurz zusammen:

In Leipzig versammelten sich trotz massiven Regens im Vorfeld ca 450 Menschen. Eine Zahl die während der Auftaktkundgebung auf bisher unbestätigte (Polizei wollte keine Angaben machen) 1500 Personen anstieg. Von weiterem Regen blieben wir dann auch verschont.

Zum Auftakt sprach Eric Goller (AK-VDS) über den sich in der VDS Ausdrückenden Paradigmenwechsel und der Aufgabe der Unschuldsvermutung sowie Michel Lindner (Die Linke) über die Notwendigkeit einer neuen Bürgerrechtsbewegung. Parallel dazu wurden Grablichter und Grundgesetze verteilt. Aufgrund recht strenger und vor allem in extensio vorzutragender Auflagen gerieten wir etwas in Zeitdruck und brachen dann unterstützt durch eine politische Samba-Trommel Gruppe Richtung LVB Turm auf. Hier sprach Daniel Grunewald von der Leipziger Kamera.

Nach diesem Zwischenstop ging es lautstark durch die Innenstadt, wobei interessierten Passanten via Megaphon und Flyern das Problem nähergebracht wurde. Beim passieren des zeitgeschichtlichen Museums wurde das Grundgesetz als
Relique vergangener Tage vorgeschlagen.

Die Abschlusskundgebung fand an der geschichtsträchtigen Nikolaikirche statt, von welcher schon die Leipziger Montagsdemos (wesentlicher Ausgangspunkt des friedlichen Aufstandes in der DDR) ihren Anfang nahmen. Hier
sprach Marcus Viefeld (Junge Liberale). Daraufhin wurden die Grundgesetze feierlich “bestattet” und mit Grablichtern umkranzt. Zum Abschluss trug Markus Zapke-Gründemann (AK-VDS) die Rede Markus Beckedals vom 22.09. vor. Nach der folgenden offiziellen Auflösung der
Aktion gab es noch eine Feuershow durch Fackelwerfer unter Begleitung der Samba-Trommler.

Aufgrund des schlechten Wetters war die Innenstadt eher leer. Umso erstaunlicher war es, das sich dennoch derart viele Menschen unserer Demo angeschlossen haben. Zu Beginn, im Regen, wären wir für 200 Teilnehmer mehr als dankbar gewesen. Wir haben ferner 300 Vollmachten verteilt und auch einen Teil bereits sammeln können. Am Ende mussten wir auf das Onlineangebot verweisen, weil uns Vollmachten ausgingen. Wir danken allen die gekommen und uns auf der Demo durch Anwesenheit, Vorbereitung und Propaganda unterstützt haben.

Erstes Medienecho umfasst Live-Beiträge auf Radio Blau und Radio mephisto 97,6 sowie eine noch ausstehende Nachbereitung auf selbigen.

Erste Fotos gibt es hier; diese werden regelmäßig erweitert.

Alles in allem also ein Erfolg, aber für mich in der nächsten Zeit erstmal die letzte Demo, die ich organisiere… 😉

Dezentrale Aktionen am 6. September – auch in Deiner Stadt? [Update]

Der Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung bereitet für den 6. September dezentrale Aktionen unter dem Motto “Freiheit statt Angst – Für die Grundrechte” in vielen deutschen Städten vor. Der Termin ist bewusst so gewählt worden, denn am 8. bzw. 9. September wird im Bundestag über das Gesetz zur Neuregelung der Telekommunikationsüberwachung abgestimmt. Natürlich hoffen wir damit, ein Zeichen zu setzen und wenn möglich das Gesetz noch in letzter Minute zu kippen. Doch auch wenn das nicht gelingen sollte, wollen wir in den Medien präsent sein. Diesmal wird pressetechnisch alles besser, versprochen 😉

Unsere lokale Ortsgruppe organisiert im Rahmen der Aktionen eine Demonstration in Leipzig. Sie startet am 6. November um 17 Uhr auf dem Augustusplatz und dauert vorraussichtlich bis 19 Uhr. Mehr Informationen zur Demo folgen in Kürze, Neugierige können sich ja für Einzelheiten bereits auf unserer Planungsseite umschauen…

Also, aufgerafft und mitgemacht – wir zählen auf jeden von Euch!

[Update] Die Demo ist mittlerweile erfolgreich angemeldet, die Route ist abgesegnet. Werbematerial in großen Stückzahlen bereits verteilt worden. Wir freuen uns auf Euer kommen!

Einen Tag nach der Demonstration

Gestern ging in Berlin die dritte Auflage der Demo “Freiheit statt Angst” in Berlin zu Ende – wieder initiiert vom Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung. Mit dabei waren Vertreter aus verschiedenen politischen Lagern, dem CCC, den Hedonisten, der Gewerkschaft ver.di, dem Datenschutzverein FoeBuD, Mitgliedern des AK Vorrat selbst und vielen anderen. Insgesamt rechnete der Arbeitskreis mit etwa 5000 bis 8000 Teilnehmern, Zählungen zufolge kamen wohl über 15.000. Eine gewaltige Steigerung, bedenkt man, dass die erste Demo im Jahr 2006 knapp 200 Teilnehmer zählte und die zweite im Frühjahr, in Frankfurt am Main, etwa 2500. Für mich ein gutes Anzeichen, dass immer mehr Menschen vor dem fortschreitenden Abbau von Freiheiten und der zunehmenden Überwachung nicht länger die Augen verschließen.

Genau so bunt wie die Teilnehmer waren auch die Plakate, die man lesen konnte. Von den Klassikern “Stoppt den Überwachungswahn” (das eigenete sich auch gut als Parole) oder “Stop 1984” gab es auch viele innovative Ideen – bspw. einen Banner mit Mielke-Kopf (“Stasi 1.0”), der “berühmten” Schäublone (“Stasi 2.0”) und der Fortsetzung “Stasi 3.0” noch ohne Kopf. Die ketzerische Frage “Wollt ihr die totale Überwachung?” war sicherlich nicht jedermanns Sache – die Banneraufschrift “Abhören? Zuhören!” dagegen schlug nachdenkliche Töne an. Auch nett: Der Schriftzug “Sicherheitslücke”, aufgemalt auf dem Straßenbelag an einer Stelle, an der ein durchgezogener Trennstreifen eine Lücke aufwies. Eine ausführliche Bilderreihe gibt es direkt vom Arbeitskreis. Auch unsere Ortsgruppe hat einige sehenswerte Fotos geschossen.

Die Demo war durch und durch gut organisiert. Nach der Ansprache durch die Organisatoren sollte eigentlich der Marsch in Richtung Alexanderplatz starten, jedoch schien die Polizei vor der Mobilisierung des Zuges etliche Personen einer Leibesvisite zu unterziehen. Einige Mitglieder des “schwarzen Blocks” weigerten sich und es kam zu Rangeleien auf Höhe des Hotel Adlon, bei der wohl einige Stühle zu Bruch gingen.

Auch später kam es zu Auseinandersetzungen zwischen den Linksradikalen und der Polizei, beide waren leider weniger auf Deeskalation, als auf Provokation aus. Die Linksradikalen ignorierten das Vermummungsverbot und schotteten ihren Block mit langen Seitentransparenten ab, die Polizei schüchterte schon im Vorfeld der Demo selbst in den liberalen Bereichen mit massiven Polizeiaufgebot (Vollschutz inklusive Helm), Blockmitläufern, kompletten Kameraaufzeichnungen (die ausdrücklich verboten waren) und Hubschrauberüberwachung ein.

So wurde leider auch durch das Katz- und Mausspiel der beiden Gruppierungen die ansonsten komplett friedlich ablaufende Demonstration von über 15.000 Menschen gestört und auf Höhe der Friedrichstraße nach ca. 4km abgebrochen. Das tragische daran ist nun, dass ebenjene Ereignisse auch in den meisten Mainstream-Medien die eigentliche Berichterstattung über die Ziele und der immensen Beteiligung überschattete.
Besonders enttäuscht hat mich in diesem Zusammenhang die Berichterstattung der öffentlich-rechtlichen Sender. Die ARD zeigte am Samstagabend in der Tagesschau keinerlei Bilder der Demo, in den Tagesthemen ab 22:50 Uhr wurde lediglich ein etwa 20-sekündiger Ausschnitt im Kontext der geplanten Einführung des neuen Biometrie-verseuchten Personalausweises gezeigt. Für den bayrischen Innenminister Beckstein wurde dann aber doch noch Zeit gefunden, im selben Kontext den BürgerInnen ins Gewissen zu reden:

“Der anständige Bürger muss auch ein Interesse haben, dass das Dokument eine eindeutige Identifizierung ermöglicht, und das ist mit diesem elektronischen Bausteinen ‘digitales Bild’, ‘digitaler Fingerabdruck’ möglich.

(Quelle: Tagesthemen vom 22.09.2007, MAZ ab ca. 00:03:53)

Noch schlimmer war die Berichterstattung des ZDF – gerade im Internet. Der heute.de-Bericht verlautbart nicht nur falsche Zahlen, sondern eröffnet medienwirksam auch mit dem Untertitel “Acht Festnahmen – Polizist verletzt”. Zum Vergleich ein Artikel auf dem Nachrichtenportal heise online.

Doch auch die Privatsender waren nicht besser. EuroNews zeigte eine “Zusammenfassung” der Demo unter der Kategorie “No Comment” – auch hier wurde mehrheitlich auf die Rangeleien und den Polizeieinsatz gehalten.

Sicherlich muss die Medienberichterstattung für die nächste Demonstration auch von der Organisation noch besser gesteuert werden. Auf der Mailingliste des AK Vorratsdatenspeicherung wird deshalb schon die Erstellung eines “Demonstrationsleitfaden” unter freier Lizenz diskutiert, die bei der nächsten Demo etwa regeln soll, wann und wie Material an die verschiedenen Nachrichtenagenturen bzw. Presseorgane weitergegeben werden soll. Wünschenswert wären solche Informationen etwa kurz nach den jeweiligen Kundgebungen bzw. dem Höhepunkt am Ende der Demo mit einem kurzen Resümé der Veranstalter.

Insgesamt ist die Demonstration als voller Erfolg einzustufen – und ich persönlich hoffe auf eine weitere Neuauflage der Demo im Frühjahr nächsten Jahres, dann vielleicht schon mit 50.000 Teilnehmern…

Ist der Mann noch zu retten?

Im Zuge des Wunsches, bei “terroristischen Attacken” auch Passagiermaschinen von der Bundeswehr abschießen zu lassen, was im letzten Jahr durch das Bundesverfassungsgericht eindeutig als verfassungswidrig (“ein Leben kann nicht mit einem anderen Leben aufgewogen werden”) eingestuft wurde, plant Wolfgang Schäuble und sein treuer Gefährte, Franz-Josef Jung, weitreichende Grundgesetzänderungen:

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,506507,00.html

Herr Schäuble, wie würde es Ihnen gefallen, wenn wir Sie kurzerhand zum Abschuss freigeben? Ich denke, hierfür würde sich sogar recht bald eine parlamentarische Mehrheit finden…